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Dortmunder Schachtage 1973

Das erste Turnier einer sehr langen Tradition
Informationen, Kreuztabelle und Originaldokumente aus dem Jahr 1973


Das erste Turnier der "Dortmunder Schachtage" wurde 1973 direkt im Anschluss an die "Internationale Deutsche Schachmeisterschaft" (IDEM), die Hans-Joachim Hecht gewann, ausgetragen.

Heikki Westerinen siegte.
Siehe hierzu die Pressemeldung der Stadt Dortmund zur Historie der Dortmunder Schachtage.

Das erste Turnier spielten neben Heikki Westerinen, Bruno Parma und Ulf Andersson (Teilnehmer an der vorangegangenen IDEM) Ernö Gereben, Peter Ostermeyer, Rainer Wittmann, Werner Nautsch, Karl-Heinz Hüttemann, Helmut Kuttnick und Friedhelm Bachmann.

Hort -Westerinen 2007 Anlässlich der 35. Internationalen Dortmunder Schachtage kam es zu einem Match zwischen zwei ehemaligen Siegern. Der Zweikampf wurde 2007 zeitgleich zum Großmeisterturnier auf der Bühne des Schauspielhauses in Dortmund ausgetragen.

Heikki Westerinen (rechts im Foto) war 1973 der erste Sieger der Dortmunder Schachtage und wiederholte diesen Erfolg im Jahr 1975. Vlastimil Hort (Foto links) gewann die Dortmunder Schachtage im Jahr 1982.



Kreuztabelle der ersten Dortmunder Schachtage
Nr Teilnehmer            Land/Ort     1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 Punkte Wertg 

 1 Westerinen, Heikki    Finnland     x ½ ½ ½ 1 1 ½ 1 1 1   7,0        
 2 Andersson, Ulf        Schweden     ½ x ½ 1 ½ 1 ½ 1 ½ 1   6,5  26,25 
 3 Parma, Bruno          Yugoslawien  ½ ½ x ½ ½ ½ 1 1 1 1   6,5  24,50 
 4 Ostermeyer, Peter     Düsseldorf   ½ 0 ½ x ½ 1 1 ½ ½ ½   5,0  21,00 
 5 Gereben, Ernö         Schweiz      0 ½ ½ ½ x ½ ½ 1 ½ 1   5,0  18,75 
 6 Wittmann, Rainer      Bochum       0 0 ½ 0 ½ x 1 ½ 1 1   4,5        
 7 Nautsch, Werner       Essen        ½ ½ 0 0 ½ 0 x ½ 1 1   4,0        
 8 Hüttemann, Karl-Heinz Dortmund     0 0 0 ½ 0 ½ ½ x ½ ½   2,5        
 9 Kuttnick, Helmut      Dortmund     0 ½ 0 ½ ½ 0 0 ½ x 0   2,0   9,50 
10 Bachmann, Friedhelm   Dortmund     0 0 0 ½ 0 0 0 ½ 1 x   2,0   5,75 

Originaldokumente aus dem Jahr 1973

Siegfried Zill, einer der drei Organisatoren, stellte TeleSchach dankenswerter Weise einige Dokumente aus der damaligen Zeit zur Verfügung: Prospekt, Tabelle, Bericht von Friedhelm Bachmann, Bilder, Bravo von Helmut Kuttnick, Zeitungsbericht vom 12.06.1973.

  1. Originalprospekt

    Prospekt

  2. Industrie-Schach-Echo Juni 1973
    Heikki Westerinen verdienter Sieger vor Ulf Andersson und Bruno Parma
    von Friedhelm Bachmann

    Mit der Ehrung des sympathischen Finnen Heikki Westerinen als Sieger der erstmalig durchgeführten Dortmunder Schachtage fand ein Turnier seinen Ausklang, das in seiner Besetzung in der Bundesrepublik nicht alltäglich ist. Nach der Begrüßung durch Herrn Korthen im Auftrag des Oberbürgermeisters der Stadt Dortmund und durch Herrn Kinzel, dem 1. Vizepräsidenten des Deutschen Schachbundes, liefen die Uhren in einem 9-Rundenturnier, in dem sich mit Ulf Andersson und Bruno Parma zwei Großmeister der Weltspitzenklasse, und mit Heikki Westerinen und Ernö Gereben zwei renommierte internationale Meister der heimischen Konkurrenz stellten. Die deutschen Teilnehmer, NRW-Meister Dr. Peter Ostermeyer aus Neuss, Werner Nautsch aus Essen, die Bochumer Rainer Wittmann und Karl-Heinz Hüttemann und die Dortmunder Vertretung mit Helmut Kuttnick und Friedhelm Bachmann, hatten nach der Papierform nicht einmal eine Außenseiterchance. Doch sollte es anders kommen.

    In der reizvollen Umgebung des Dortmunder Westfalenparks konnten die Zuschauer im Inselpavillon der Buschmühle sieben Tage lang den nach anfänglicher Befangenheit sich ständig steigenden Kampfgeist der deutschen Teilnehmer bewundern. Nicht eine einzige Partie konnte von dem Meisterquartett so im Vorbeigehen gewonnen werden. Oftmals verhinderte die Zeitnotsituation nur die „Meisterroutine“ den Punktverlust. Daß letztlich bei der Schlußabrechnung mit Westerinen, Andersson und Parma die profilierten Spielerpersönlichkeiten vorn lagen, ist selbstverständlich. Sie spielen eben Großmeisterschach. Durch perfekte Eröffnungskenntnisse, präzise Spielführung führen sie jede Ungenauigkeit in Richtung Verluststellung. Mit Kampfgeist und Taktik läßt sich diese Überlegenheit schlecht kompensieren. Das Turnier war dennoch ein Erfolg.

    Allen voran Dr. Ostermeyer auf Platz 4, der bei nur einer Verlustpartie den Internationalen Meister Gereben knapp hinter sich lassen konnte. Sehr stark seine Remispartien gegen Parma, Westerinen und Gereben. Er spielte von den deutschen Teilnehmern das präziseste Schach. Eine ausgezeichnete Leistung bot Rainer Wittmann. Sein 6. Platz mit 4½ gewinnt noch mehr an Bedeutung, wenn man berücksichtigt, daß die Hängepartie gegen Andersson völlig unnötig verloren wurde. Hervorzuheben sind die Remisen gegen Parma und Gereben. Werner Nautsch trug mit seiner offensiven Einstellung zur Belebung des Turniers bei. Was sagt Meister Gereben: „Wer remis will, muß auf Gewinn spielen!“ Seine Remispartien gegen Andersson, Westerinen und Gereben bestätigen diese Weisheit. Eine ausgezeichnete Leistung des Essener Spitzenspieler. Karl-Heinz Hüttemann wurde in seinen Partien gegen die Großen des Turniers, trotz einer stets soliden Partieanlage, ein Opfer der eigenen Strategie. Seine Spielstärke ffensichtlich unterschätzend, fehlte ihm diesmal der Mut zum Risiko. Aber auch Verlustpartien können befriedigen. Helmut Kuttnick wird zufrieden sein. Die Remisen gegen Andersson und Gereben sind ein Spiegel seiner Spielstärke. Die eigenen Erwartungen übertraf Friedhelm Bachmann nicht zuletzt in den Verlustpartien, die seinen Gegnern, die Meister eingeschlossen, manchen Schweißtropfen abverlangten. Heikki Westerinen, der strahlende Sieger vor den favorisierten Großmeistern Andersson und Parma, gefiel durch seine kompromißlose, stets auf Angriff gerichtete Partieführung. Ulf Andersson und Bruno Parma spielten „wie gegen Großmeister“. Sie bevorzugten die geschlossene, positionelle Partieführung. Vielleicht nicht das richtige Mittel gegen den Kampfgeist des deutschen Sextetts. Der Senior des Turniers, der Ex-Ungar und jetziger Schweizer Ernö Gereben, ließ sein immer noch großes Können nicht in allen Partien erkennen. Daher ein gerechter 5. Platz. Nicht nur die Resultate und spielerischen Momente haben dieses Turnier zu einem großen Erfolg werden lassen. Die persönlichen Kontakte mit unseren profilierten ausländischen Gästen gaben dem Turnier eine gelöste Atmosphäre, die noch lange in Erinnerung bleiben wird.

    Die Turnierleitung mit Verbandsspielleiter Peter Schulze und dem langjährigen Dortmunder Spieleiter Bruno Behr, hatte bei dem harmonischen Ablauf wenig Mühe, das Turnier über die Runden zu bringen. Die Idee der Dortmunder Schachtage kam den Organisatoren Klaus Neumann und Friedhelm Bachmann in geselliger Großmeisterrunde im Queens-Hotel in Hastings, anläßlich des dortigen internationalen Turniers. Durch die relativ kurze noch zur Verfügung stehende Zeitspanne mußte viel improvisiert werden. Dank der tatkräftigen Unterstützung der Stadt Dortmund und einiger Dortmunder Schachfreunde, konnten alle sich ergebenden Probleme gelöst werden. Die gesammelten Erfahrungen werden eine wertvolle Hilfe für die Schachtage 1974 sein. Dieses internationale Turnier wird ebenfalls wieder mit mindestens zwei Großmeistern und zwei internationalen Meistern besetzt sein. Die Qualifikation der deutschen Teilnehmer erfolgt über ein Vorturnier, das im Oktober in Dortmund ausgetragen wird. Das diesem Vorturnier bereits jetzt entgegengebrachte Interesse läßt auf ein Turnierniveau schließen, wie es etwa bei den NRW-Meisterschaften üblich ist.

  3. Bilder

    Bilder

  4. Bravo Friedhelm Bachmann!

    Vorstellungen, die bisher, die bisherigen Austragungsmöglichkeiten von Schachkämpfen durch etwas Neues zu bereichern, hat mancher. Solche Vorstellungen kraft eigener Initiative und auch erheblicher finanzieller Unterstützung in die Tat umzusetzen, ist nur wenigen vergönnt. Friedhelm Bachmann, auch über die Grenzen Dortmunds hinaus bekannter starker Schachspieler, der sich in der jüngsten Zeit häufig auch an Internationalen Turnieren (Hastings, Straßburg pp.) beteiligte, hatte auch eine Idee, der er mit den ihm eigenen schöpferischen Fähigkeiten und gleichzeitig entsprechendem finanziellen Aufwand zur Wirklichkeit verhalf.

    Er rief die "D o r m u n d e r S c h a c h t a g e“ ins Leben

    und gewann für den Förderkreis die Herren Prof. Dr. W. Thorban und Dr. H. G. Pärli sowie für die Organisation die Schachfreunde Klaus Neumann und Siegfried Zill. Die „Dortmunder Schachtage“ sollen alljährlich in Dortmund die Durchführung eines internationalen Turniers ermöglichen, an dem sich auch Spitzenspieler aus Nordrhein-Westfalen, aus dem Industriegebiet und nicht zuletzt auch aus Dortmund selbst beteiligen sollen. Ob im Rahmen dieser alljährlichen Veranstaltungen weitere Turniere oder Mannschaftskämpfe stattfinden können, wird die Zukunft erweisen.

    Helmut Kuttnick

  5. Zeitungsbericht

    Zeitungsbericht

Weitere Quelle: Deutsche Schachzeitung 1973, S. 264




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