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Chess Classic Mainz 2004

vom 4. bis 8. August 2004 in Mainz / Rheingoldhalle

Infos, Vorschau, Turniere, Partien, Presse, Fotos + Videos, Details


Presseartikel zu Chess Classic Mainz 2004


ChessClassic 2004 Berichte zum vierten Tag der Chess Classic Mainz
Von Hartmut Metz


„Der 100.000-Dollar-Zug“
Carmen Kass auch vom 10. Bis 14. August 2005 in Mainz

Von Pakistan bis Uruguay – die Schachspieler rund um den Globus starrten fünf Tage auf ihre nationalen Schach-Webseiten, um die Partien bei den Chess Classic Mainz (CCM) live zu verfolgen oder zum Nachspielen herunterzuladen. Die insgesamt rund 2.500 Zuschauer vor Ort sind dabei eher Nebensache. „Das Turnier ist weltweit eine Werbung für unsere Stadt, vor allem über das Internet“, freut sich Oberbürgermeister Jens Beutel. Geradezu ins Schwärmen gerät Hans-Walter Schmitt: „Unglaublich, alle Rekorde gebrochen!“, jubilierte der CCM-Organisator.

Die Rheingoldhalle platzte am Wochenende aus allen Nähten. 542 Spieler nahmen am Ordix Open teil, darunter 156 Spieler mit einem Meister-Titel des Schach-Weltverbandes FIDE. Von den Top 100 weilten 31 Großmeister in Mainz. „Dass die Rheingoldhalle erweitert wird, entspricht auch der Notwendigkeit des Schachturniers“, erklärte Beutel verschmitzt mit Blick auf die anstehenden baulichen Veränderungen. Der OB durfte auch selbst mit seinem Abschneiden in beiden Open zufrieden sein. Im Chess960-Wettbewerb, bei dem die Grundstellung der Figuren ausgelost wird, landete er mit 5,5:5,5 Punkten ebenso im Mittelfeld wie mit 5:6 Punkten im Ordix Open.

Das Turnier gewann erneut Alexander Grischuk. Der Weltranglistensechste war überglücklich: „Das gibt es selten, dass man solch ein starkes Turnier – dazu mit 500 Teilnehmern - zweimal in Folge gewinnt!“ Der Gedanke, dass man seinen Open-Hattrick 2005 nur verhindern könne, wenn er im nächsten Jahr gegen Viswanathan Anand einen Zweikampf spielt, gefiel dem Russen: „Das wäre eine besondere Herausforderung, die mir gefiele!“ In beiden Jahren blieb Grischuk ungeschlagen und gab insgesamt lediglich sechs Remis ab! Gleich neun Großmeister folgten mit einem halben Zähler Rückstand, nur getrennt durch die Buchholz-Wertung: Rafael Waganjan, Sergej Rublewski, Rustem Dautov, Wadim Swagintsew, Yasser Seirawan, Alexander Morosewitsch und Alon Greenfeld. Die Kombinationswertung gewann Chess960-Sieger Zoltan Almasi (18 Punkte) vor Grischuk, Rublewski und Morosewitsch (alle 17,5). Bei den Senioren gewann Vlastimil Hort (7,5 im Ordix Open wie im Chess 960) alle Wertungen. Bei den Damen setzte sich Alexej Schirows Ehefrau Viktorija Cmilyte (8,5 Punkte im Ordix Open und gesamt 15) vor Weltmeisterin Antoaneta Stefanowa (7,5/14,5) und Inna Gaponenko (7,5/14) durch.

Karjakin Die Jugendwertung ging an Sergej Karjakin (8/15,5) vor dem Deutschen David Baramidse (7/13,5).

Für die laut Schmitt „gigantische Resonanz der Medien“ – sogar ein TV-Team aus Indien berichtete über die Heldentaten des weltbesten Schachspielers Viswanathan Anand – sorgte eine Dame. Allerdings keine auf dem Brett, sondern die estnische Verbandspräsidentin Carmen Kass. Mit stoischer Ruhe absolvierte das Super-Model kostenlos einen PR-Termin nach dem anderen für das königliche Spiel. Mainz und die Bootsfahrten über den Rhein haben der 25-Jährigen so gut gefallen, dass sie vom 10. bis 14. August 2005 wieder mit von der Partie sein will.

Mit einem „100.000-Dollar-Zug“ sicherte sich Organisator Schmitt auch im nächsten Jahr die kostenlose Werbung durch Carmen Kass. In einer Freundschaftspartie im Chess960 hatte der Bad Sodener bereits eine Figur mehr. Als sie entdeckte, dass Schmitt sich mit einem Patzerzug matt setzen lassen konnte, drohte ihm das Super-Model „Ich komme nur nächstes Jahr wieder, wenn du jetzt den Springer nach g5 ziehst!“ Schmitt zögerte keine Sekunde und haute den „100.000-Dollar-Zug“, wie er auf Grund des Werbewerts von Kass erklärte, aufs Brett. Die Schöne aus Los Angeles setzte anschließend unter großem Gelächter mit der Dame auf g2 matt. „Das war der stärkste Zug der Chess Classic!“, frohlockte Schmitt angesichts seines erneuten Coups.

Swidler bleibt Chess960-Weltmeister
Aronjan begriff zu langsam beim 3,5:4,5

Bei der Gerling Chess960-Weltmeisterschaft, bei der die Grundstellung der Schachfiguren vor der Partie ausgelost wird, hat Peter Swidler seinen Titel gegen Levon Aronjan verteidigt. In einem knappen Match behielt der Russe dank des Sieges in der letzten Partie mit 4,5:3,5 die Oberhand über den Armenier. Herausforderer Swidlers wird nächstes Jahr der Ungar Zoltan Almasi sein, der das Chess960 Open gewann.

Aronjan brachte seine Niederlage kurz und bündig auf den Punkt: „Peter sah alles viel schneller als ich – deshalb kam ich ständig in Zeitnot.“ Swidler pflichtete bei: „Levon spielte besser, ich aber schneller.“ Nur in zwei der acht Begegnungen sei er gut gestanden. „Und diese beiden in der ersten und achten Runde habe ich auch gewonnen. Das gab den Ausschlag für den Gesamtsieg“, urteilte der 28-Jährige. Wieder war Aronjans Uhr bis auf zehn Sekunden im 34. Zug heruntergetickt. Auch wenn immer wieder zehn Sekunden für einen Zug dazukamen (zu den anfänglichen 25 Minuten), reichte das nicht, um irgendwann länger in die Stellung zu schauen. Swidler pflückte (dank seiner fünf, sechs Minuten auf der Uhr) immer mehr Bauern, weshalb der künftige Kreuzberger Bundesligaspieler entnervt die Waffen streckte.

Das siebte Duell hatte zuvor das erste friedliche Ende gebracht! Eine positive Tendenz, für die Chess960 sorgt. „Ich stand auch da miserabel. In einem Moment hatte keiner meiner 14 Steine die Möglichkeit, mehr als ein, zwei Felder zu kontrollieren! Erstaunlicherweise entkam ich noch in ein ausgeglichenes Turmendspiel“, wunderte sich der Chess960-Weltmeister und schloss, „ich hatte Glück in diesem Wettkampf.“

Spektakulärer Abschluss
Anand verteidigt mit 5:3 Titel gegen Schirow

Viswanathan Anand hat gestern zum fünften Mal in Folge die Chess Classic gewonnen. In der Mainzer Rheingoldhalle stand der Sieg des weltbesten Schachspielers über Alexej Schirow bereits nach der siebten von acht Partien fest. Dank eines Remis lag der Inder uneinholbar mit 4,5:2,5 in Front und gewann nach einem spektakulären Schlussrunden-Unentschieden letztlich souverän mit 5:3. Mit Weiß riskierte Anand zunächst nichts. „Ich konnte in der ersten Partie nur den Fingerfehler korrigieren“, meinte Schirow, „ich stand aber auch diesmal schlechter und profitierte davon, dass Vishy mit dem Remis den Gesamtsieg abzusichern gedachte.“

In der letzten Begegnung ging der Wahl-Spanier aber nochmals aufs Ganze. Unbedingt wollte er seinen Mannschaftskameraden beim SC Baden-Oos bezwingen. Dabei machte der 32-Jährige erstmals richtig seinem Kampfnamen „Hexer von Riga“ alle Ehre. „Da Alexander Morosewitsch im Publikum saß, wollte ich ihn nicht langweilen und spielte wie er“, scherzte Schirow mit Blick auf die wild verwickelte Partie. „Ich besaß Initiative, aber ich sah leider keinen Gewinn.“ Mit erneut lediglich ein paar Sekunden auf der Uhr musste sich Schirow mit einem Dauerschach bescheiden, nachdem er zuvor den schwarzen König vom Damen- zum Königsflügel gejagt hatte. Schirow hatte zuvor bei der Siegerehrung auf der Bühne zu Organisator Hans-Walter Schmitt geraunt: „Vishy ist einfach der Beste!“

Der derartig Gepriesene gab sich gewohnt bescheiden, nachdem er zum siebten Mal das schwarze Jackett des Siegers übergestreift hatte. „Das Match war knapper, als es schien. Die zwei Fingerfehler von Alexej entschieden den Zweikampf. Fast alle anderen Partien waren irgendwie verrückt. Vom Niveau her möchte ich das Duell mit dem des Vorjahres mit Judit Polgar vergleichen, in dem es auch in den Partien hin und her ging. Auf jeden Fall stand es auf einem deutlich höheren Niveau als das gegen Wladimir Kramnik, als wir ständig patzten.“ Bei der abschließenden Treibjagd, in der sein König im Mittelpunkt stand, glaubte sich Anand verloren. Die von dem Inder angegebene Variante hielt Schirow indes nicht für ausreichend. Trotz des Remis strahlte der Herausforderer erstmals nach einer Partie. Der „Hexer“ war doch noch ein bisschen glücklich geworden in Mainz.


ChessClassic 2004 Berichte zum dritten Tag der Chess Classic Mainz
Von Hartmut Metz


Anand führt mit 4-2

"Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach sechs Partien mit zwei Punkten führe", gestand Viswanathan Anand nach dem dritten Tag des Duells der Weltmeister mit Alexej Schirow. Trotz eines Minusbauern machte sich der Inder keine Sorgen, die erste Partie des Abends verlieren zu können. Er besaß seiner Ansicht nach genügend Kompensation. In der zweiten Begegnung, die zum 4:2 führte, unterlief Schirow ein Fingerfehler. "Gegen Iwantschuk spielte er Se6 anstatt Lf8. Nach Lg5 war es dann sofort vorbei", erläuterte Anand.

Gerling Chess960 Match

"Hohes Niveau" bescheinigten Levon Aronjan und Peter Swidler der fünften Partie in der Chess960-WM. Nachdem der Weltmeister den Wendepunkt und die Abwicklung ins Remis verpasste, ging der Armenier Aronjan mit 3:2 in Führung. Dafür passte plötzlich im zweiten Duell alles für Swidler. Er brauchte nicht einmal mehr einen Springer ("Der stand eh so schlecht auf f2") zu gewinnen und drückte stattdessen seinen a-Bauern durch. Aronjan kämpfte noch wacker, verlor aber immer mehr Material angesichts der wenigen Sekunden auf der Uhr. 3:3 vor den letzten zwei Partien in der Mainzer Rheingoldhalle.

ORDIX Open

Ein neuer Teilnehmerrekord: 542 Spieler im ORDIX Open. Und davon etwa 30% sind Titelträger. Während in vielen anderen Turnieren ein Teilnehmerschwund zu beklagen ist, stellen die Chess Classic neue Rekorde auf. Ruslan Ponomariov spielt nun doch im ORDIX Open mit und trifft auf starke Gegnerschaft wie Morozevich, Grischuk, Bacrot, Bologan, Karjakin und viele andere starke Großmeister.Grischuk, Dautov, Bacrot, Karjakin (Bild)), Georgiev und Ehlvest führen mit perfektem 5/5 nach dem ersten Tag. Das verspricht Spannung für Tag zwei. Favorit Ponomariov gab bereits zwei Remis ab, der topgesetzte Morozevich verlor eine Partie. Die Frauenweltmeisterin Antoanetta Stefanova spielt excellent, sie hat 4,5 Punkte erzielt. Am morgigen Sonntag werden sechs weitere Runden besten Schachs gespielt, Runde 6 beginnt um 10 Uhr.


ChessClassic 2004 Berichte zum zweiten Tag mit Chess960 Open
Von Hartmut Metz


„Schlechte Vorbereitung“
Anand führt zur Halbzeit mit 2,5:1,5 gegen Schirow

„Schon wieder ein Fall von schlechter Vorbereitung“, lamentierte Alexej Schirow nach dem zweiten Tag bei den Chess Classic Mainz. Der Spanier verteidigte aber zweimal zäh ein Remis und bleibt mit dem Rückstand von 1,5:2,5 zur Halbzeit im Rennen um den Gesamtsieg. In beiden Partien musste Kontrahent Viswanathan Anand zunächst kein Hirnschmalz aufwenden. Er spulte lediglich seine Vorbereitung herunter. Mit Weiß brachte der Titelverteidiger im 14. Zug eine Neuerung. „An dieser Stelle wurde schon Df3 von mir selbst und Sf5 von Peter Swidler gezogen“, erläuterte Schirow. Nach dem eher schwachen 23…c5 und der starken Entgegnung 24.c4 von Anand wähnte sich der „Hexer von Riga“ in einer ungemütlichen Lage, zumal der „Tiger von Madras“ zehn gegenüber nur drei Minuten auf der Uhr besaß. Anschließend verteidigte sich der Herausforderer gut und rettete den halben Punkt. Fast ähnlich verlief das vierte Duell. „Die Variante spielte Anfang des Jahres Zoltan Gymesi als Erster. In Biel hielt Ruslan Ponomarjow damit Remis gegen Alexander Morosewitsch“, erläuterte Anand. Apropos Ponomarjow: Als dieser verspätet die Spielhalle betrat, um das Match zu verfolgen, musste er lauthals lachen, als er die Stellung auf dem großen Monitor sah. Bis zum 23. Zug kamen Anands Antworten in dem wilden Spanier wie aus der Pistole geschossen. 24.Tad1 von Schirow stellt vermutlich eine Neuerung dar – und zwar eine von zweifelhafter Natur, glaubt man beiden Großmeistern. „Wenn ich gleich Lf8 spiele im 28. Zug, wäre Weiß wohl in Schwierigkeiten geraten“, analysierte Anand in der Pressekonferenz.

Und ewig plagt die Rochade
Chess960-WM: 2:2 zwischen Swidler und Aronjan

Aufregung und Unterbrechung bei der Gerling Chess960-WM: Levon Aronjan wollte rochieren, packte seinen Turm auf a8 und stellte diesen auf d8 – ohne jedoch den König nach c8 zu setzen. Peter Swidler reklamierte sogleich. Um die Konfusion aufzulösen, hielt der Chess960-Weltmeister die Uhr an und Schiedsrichter Sven Noppes eilte herbei. Allerdings ging es dabei nicht darum – wie die Kommentatoren Artur Jussupow und Eric Lobron glaubten -, ob die Rochade erlaubt sei. Eine weiße Dame bestrahlte nämlich von c6 aus das Feld auf a8. Da der König aber von b8 nach c8 nicht über ein bedrohtes Feld rochierte, wäre die Rochade erlaubt gewesen. Aronjan hatte seinen Turm als erste Figur angefasst und begehrte deshalb Auskunft, ob der König dann auch noch bewegt werden dürfte. Zumindest für ein paar Jahre lang war es nämlich laut FIDE-Regeln im normalen Schach egal, ob man erst Turm oder König anpackt und den Spezialzug ausführt. Noppes erklärte jedenfalls, dass die Rochade seit langem wieder als Königszug gelte und folglich als erste Figur gezogen werden müsse. Aronjan zog den Kürzeren – und hielt auch den Turm kurz, der dann eben von a8 nach a7 ging. Die Stellung war trotz des Fauxpax besser für Schwarz. Aronjan verlor danach völlig den Faden und den Punkt. Er trug den Ausgleich zum 2:2 mit Humor: „Ich wollte wie gegen den Computer betrügen“, scherzte der Armenier mit Blick auf seine Partie gegen „The Baron“ am Mittwoch (Endstand 1:1). Swidler war nach der Niederlage zum 1:2, als ihn Aronjan seiner Ansicht „völlig überspielte“, übermotiviert. Er spielte „Königsgambit“, das Schwarz annahm. Nach 1.e4 e5 2.f4 exf4 erlaubte die ausgeloste Grundstellung jedoch gleich den Rückgewinn des Bauern mittels 3.Dxf4. Steht Weiß im Königsgambit meist sehr gut, wenn er den Bauern zurückgewinnt, war das im Chess960 nicht der Fall. „Ich wurde wieder überspielt. Aronjan hatte den dominierenden Springer auf e6. Meine einzige Chance bestand darin, dem eingeklemmten König auf b8 ans Leder zu gehen. Allerdings klappte auch das nicht“, berichtete Swidler. Zur Halbzeit plädierte Aronjan dafür, nur viermal die Stellungen auszulosen und dann jedem Akteur einmal Weiß und einmal Schwarz in derselben Startposition zu überlassen. Ein sehr guter Vorschlag, der das „Stellungs(auslosungs)glück“ ausklammert.

Almasi nächster Chess960-Herausforderer
Bacrot schwächelt im Endspurt

Almasi - Sadwakasow Zoltan Almasi dachte bis zur letzten Partie nicht an den Turniersieg. "Bacrot hatte Pech und hätte auch vorne landen können", befand der Gewinner des FiNet Chess960 Open aus Ungarn und verwies auf den verpassten Punkt des Franzosen gegen Sadwakasow in der vorletzten Runde. Im Vorjahr lag Almasi noch im vorderen Mittelfeld. Eine Erklärung für seinen Fortschritt hatte er jedoch nicht, außer: "Die Auslosung war weniger krass als 2003. Damals hatte Weiß in einigen Partien gewaltigen Vorteil und stand fast auf Gewinn. Diesmal hielt sich das in Grenzen. Mein Turniersieg freut mich riesig, obwohl Chess960 kein normales Schach ist - aber es ist Schach!"

Die kritischen Momente in dem extrem stark besetzten Open - Ex-Weltmeister Ruslan Ponomarjow wurde nur Elfter, der Weltranglistenvierte Alexander Morosewitsch Achter - waren die Begegnungen gegen Alexander Grischuk und Pawel Tregubow. "In denen stand ich kritisch und riskierte viel." An Platz eins hatte Almasi nicht vor Turnierbeginn geglaubt. "Ich wollte nur gegen starke Gegner spielen", benannte der 27-Jährige seine Zielsetzung. Er setzte als Open-Sieger mit 9,5/11 die große "Tradition" der ungarischen Chess960-Größen fort - im Vorjahr war sein Landsmann Peter Leko Weltmeister, ehe er in Mainz gegen Peter Swidler verlor. Der zweitplatzierte Etienne Bacort empfand die Stellungsauslosung als "Lotterie", bei der man nie weiß, wie einen Fortuna verwöhnt. Dennoch bezeichnete er sein Debüt im Chess960 als "sehr interessante" Erfahrung. "Chess960 ist ganz anders als normales Schach", sagte der frisch Vermählte. Glück hatte er in Runde sechs, als er Artur Jussupow noch von der Schippe sprang. Nach seinem schwachen Abschneiden in Biel, das zum Teil auch auf die Hochzeit zurückzuführen sei, hofft Bacrot, sich in der 2700er-Elite beweisen zu können. "Ich hoffe nun auf hochkarätige Turniereinladungen. Dann wird man sehen, ob ich zu diesem Kreis gehöre und die 2700 Elo bestätigen kann", schien der Shooting Star des Jahres hinter Morosewitsch sich seiner nicht ganz sicher.


ChessClassic 2004 Auftaktveranstaltungen bei den Chess Classic Mainz
Gentleman Anand macht Schönheit schönes Geschenk
Frosch quakte am Brett von Carmen Kass

Von Hartmut Metz

„Ich konnte nichts mehr denken. Mein Herz raste - ich vergaß alle Vorbereitung“, berichtete Super-Model Carmen Kass von ihrer Blitzpartie gegen Viswanathan Anand. Der Zeitvorteil der Präsidentin des Estnischen Schachverbandes von fünf gegenüber zwei Minuten (plus zwei bzw. eine Sekunde pro ausgeführten Zug) schwand zusehends. Als Carmen Kass einen Bauern fraß und feststellte, dass das schlecht war, schaute die Grazie den Inder fragend an. Der schmunzelte - wie die ganze Partie über - und sagte ihr, sie dürfe den Zug gerne zurücknehmen. Der erfolgreichste Schachspieler auf dem Globus zeigte sich bis zum Schluss ganz als Gentleman: Als er in zwei Zügen matt setzen konnte und Carmen Kass die Zeit überschritt, bot er ein Remis an! Das war aber auch das einzige Geschenk, das der „Tiger von Madras“ an diesem Tag gab. Die restlichen Blitzpartien gegen den Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel, den Sponsor von Vizemeister SC Baden-Oos, Wolfgang Grenke, Frankfurt-West-Altmeister Ferdinand Niebling, Internet-Gewinner Stefan Hütte (er ersteigerte das Recht für 500 Euro) und Vincent Bremer (ebenfalls Internet-Ersteigerer) gewann Anand. Jens Beutel wollte noch unbedingt eine Zusatzpartie spielen und verlor auch diese.

Kein Erbarmen zeigte Weltmeisterin Antoaneta Stefanowa. Die Bulgarin bezwang alle sechs genannten Gegner. Kass hatte so viel Spaß, dass sie zweimal gegen Stefanowa antrat und in der ersten Partie rund 40 Züge durchhielt. "Sie ist so nett und süß", erklärte die 25-jährige Estin bezüglich ihrer gleichaltrigen Kontrahentin. Offenbar verstanden sich die beiden Schönheiten blendend, denn nicht nur vor und nach den Partien unterhielten sie sich den Tag über lange und lachten gemeinsam. "Ich habe Anand zugeflüstert, er solle aufgeben, wenn er mir einen Gefallen tun will", alberte das völlig ohne Allüren auftretende Super-Model nach den drei Blitzpartien und ergänzte, "wenn er nicht remisiert hätte, hätte ich ihn natürlich geschlagen!" Im Ernst ergänzte sie dann: "Das war eine einmalige Erfahrung für mich. Er war so nett, mir einen halben Punkt zu schenken." Aruna, die Ehefrau von Anand, zeigte sich nicht eifersüchtig, dass ihr Göttergatte mit einem Super-Model ans Brett ging. "Ab und zu spielen wir auch ein bisschen Schach", erklärte sie verschmitzt. Richtig gehend einen "Kick" aus dem Schachspiel zieht die estnische Schach-Präsidentin. "Ich habe erst vor ein paar Tagen auf dem ICC gespielt", berichtete Carmen Kass, dass sie unter zwei Namen im Internet spielt. Gelernt hat sie das Denkspiel von ihrem Vater, der Schachlehrer war. "Mit meinem Bruder und meiner Schwester haben wir heiße Turniere ausgefochten", erinnert sich die in Los Angeles lebende 25-Jährige.

Bleibt noch zu klären, warum plötzlich ein Frosch am Brett von Kass und des "Tigers von Madras" quakte! Es handelte sich schlicht um die falsche Taktik! Pressechef Hartmut Metz hatte vorgeschlagen, das Handy des ebenfalls in Mainz weilenden Ex-Weltmeisters Ruslan Ponomariow zu organisieren. Er war nämlich der erste Großmeister, der durch ein Handy-Klingeln eine Partie verlor gegen Jewgeni Agreest. "Das stecken wir in Vishys Tasche und ich rufe dann an. Dann haben Sie gewonnen", schlug Metz Carmen Kass vor. "Prima Idee", scherzte diese mit. Ganz vergessen hatte sie aber, ihr Handy auszuschalten. Plötzlich fing es nämlich in ihrer Handtasche an zu quaken, als sie gegen Anand antrat. Ihr Handy wurde von Schiedsrichter Sven Noppes rasch entsorgt, während der "Tiger von Madras" breit grinste.

Mensch vs. Machine Match: 1-1

Levon Aronian und das niederländische Schachprogramm The Baron von Richard Pijl (Bild) trennten sich mit zwei Remis bei der Weltpremiere im Chess960 Match Mensch gegen Maschine. Vielleicht war Großmeister Aronian der erste Großmeister, der falsch rochierte, zumindest vergaß er in der ersten Partie die genaue Chess960 Regel für den Königs-Turmtausch am Damenflügel. Das 1-1 ist ein gutes Ergebnis eines Amateurprogramms gegen den ELO - Riesen und WM-Herausforderer Levon Aronian. Richard Pijl verlies die Bühne stolz: sein Programm war ein ebenbürtiger Gegner.

Chess960-Simultan

„In einer Minute falle ich tot um“, erklärte Peter Swidler nach seinem Chess960-Simultan an 20 Brettern. 17:3 Punkte, vier Remis sowie einen ganzen Punkt gegen Björn Weick vom SC Frankfurt-West gab der Russe, ab. Das sei ein „gutes Resultat, nein, ein sehr gutes“, korrigierte sich Swidler. Das Simultan sei unglaublich schwer gewesen, weil viele seiner Gegner „meine Züge nachmachten. Das war nicht fair“, ulkte der Chess960-Weltmeister, um dann ein positives Fazit zu ziehen, „das Simultan war eine gute Vorbereitung auf mein Duell gegen Levon Aronjan.“

Das Duell der Weltmeister
Viswanathan Anand vs Alexei Schirow

Runde 1

Alexej Schirow schüttelte unzufrieden den Kopf. Das Remis mit Weiß war nicht nach seinem Geschmack. Doch mit nur noch 40 Sekunden auf der Uhr fügte sich der Wahl-Spanier gegen Viswanathan Anand ins Remis. Nach dem Turmschach auf a3 musste Schirow den Turm tauschen, da ansonsten er und nicht der Inder matt gegangen wäre, wenn Weiß Kh2?? zieht. Ein spannender Auftakt!

Runde 2

Viswanathan Anand ging im zweiten Duell mit 1,5:0,5 in Führung. Lg4 geißelten beide Spieler als Fehler. Nach einem Qualitätsopfer verwertete der Inder die zwei Bauern, die er dafür erhielt. Alexej Schirow beklagte die vergebene Chance zum Auftakt. Stand zunächst der Inder mit Schwarz besser, kam Schirow durch die riskanten Bauernzüge g4 und h4, "die vielleicht verlieren", auf. Als Anand dann das Turmschach auf a3 gab, wollte Schirow nicht f3! anstatt Tg3 riskieren. "Das hätte aber gewonnen", befand der Spanier in der Pressekonferenz.

Gerling Match
Chess960 Weltmeisterschaft Swidler vs Aronjan

Runde 1

Peter Swidler kam gegen Levon Aronjan früh zu großem zeitlichen Vorteil. Teilweise hatte der Russe neun Minuten auf der Uhr, während dem WM-Herausforderer nur noch ein paar Sekunden blieben. Das war zu wenig, um ein schwieriges Endspiel mit Minusbauer zu retten.

Runde 2

Die Rollen waren im zweiten Vergleich genau umgekehrt verteilt. Diesmal bestimmte Aronjan die Partie. "Ich wurde überspielt", gestand Swidler. Er beklagte sich über eine falsche Schiedsrichter-Auskunft des Vorjahres. Die habe dazu geführt, dass er die Rochade so wie damals ausführen wollte. Sie war aber nicht erlaubt, weil der König dann über ein bedrohtes Feld rochiert hätte - aber nur der Turm darf das. Daher 1:1 nach zwei Partien.

Gespielt werden insgesamt 8 Partien Schnellschach: 25 Min./Partie + 10 Sek./Zug

Chess960

Beim Chess960 weisen nach dem ersten Tag drei Spieler die Idealpunktzahl auf: Artur Jusspow (SG Solingen), der Franzose Etienne Bacrot und der Russe Michail Kobalija. Mit Luke McShane (England), Wadim Swagintsew (Russland) und Zoltan Almasi (Ungarn) folgen mit 4,5 Zählern. Nicht ganz zufrieden zeigten sich nach fünf Runden Ruslan Ponomarjow (4) und der enttäuschte Alexander Morosewitsch (3,5). Der Ex-Weltmeister und der Weltranglistenvierte hatten dann auch nur noch das wichtigste Match des Abends im Kopf: ihren Zweikampf! Im Blitz wollten die beiden zehn Chess960-Duelle austragen. Der Einsatz ist dabei nicht gering mit 50 Euro pro Duell!


Viswanathan Anand ChessClassic 2004 Interview mit dem weltbesten Schachspieler, Viswanathan Anand
Von Hartmut Metz

Sehr geehrte Damen und Herren,

anbei finden Sie als letzten Beitrag vor den Chess Classic Mainz ein Interview mit dem weltbesten Schachspieler, Viswanathan Anand. Der Star der Chess Classic, der ab Donnerstag in Mainz gegen Alexej Schirow spielt, hat am Sonntag den zweiten großen deutschen Event, die Dortmunder Schachtage, gewonnen.

In den Anlagen finden Sie eine lange Version mit rund 12.000 Anschlägen und eine gekürzte Fassung (rund 5.000). Bitte verwenden Sie die Interviews ganz nach Ihren Zwecken. Ich füge auch nochmals zur eventuellen Illustrierung ein Bild von Anand hinzu.

Sollten Sie noch Fragen oder Wünsche haben, bin ich bis Dienstag unter der Rufnummer unten zu erreichen. Ab Mittwoch erreichen Sie mich nur über das Mobiltelefon. Sollte es während der Turnierphasen aus sein, sprechen Sie bitte auf den Anrufbeantworter. Ich melde mich dann sobald als möglich. Danke.

Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Metz
Pressechef Chess Classic Mainz
07221/393556, 0173/3114121


ChessClassic 2004 Nur noch drei Tage bis zum Start der Chess Classic Mainz
Interview mit Richard Pijl, dem Programmierer des Chess960-Programms „The Baron“

Von Hartmut Metz

Sehr geehrte Damen und Herren,

nur noch drei Tage bis zum Start der Chess Classic Mainz. Heute erhalten Sie ein Interview mit Richard Pijl, dem Programmierer des Chess960-Programms „The Baron“. Dieses führte Schachcomputer-Experte Eric van Reem.

Als letzte "Vorschau" wird vor dem Turnierstart am Mittwoch ein Interview mit Viswanathan Anand, dem weltbesten Schachspieler, folgen. Der Seriensieger von Mainz hat heute auch das zweite große Turnier in Deutschland, die Dortmunder Schachtage, gewonnen.

Zu Ihrer Information eine Übersicht über den Zeitplan am Mittwoch in der Mainzer Rheingoldhalle:

15 Uhr: Pressekonferenz im Watford-Saal

16.30 Uhr: Beginn der Simultans: Alexej Schirow tritt im "normalen" Schach an 40 Brettern an (darunter Weltklasse-Triathlet Jürgen Zäck).
Chess960-Weltmeister Peter Swidler, der in Dortmund Platz drei belegte, trifft im Chess960 auf 20 Gegner (darunter Eckhard Freise, der als Erster beim Jauch-Quiz eine Million Mark gewann).
Gleichzeitig beginnen auch die zwei Partien von Levon Aronjan gegen das Chess960-Programm "The Baron"

18.30 Uhr: Jeweils eine Blitzpartie von Viswanathan Anand und Weltmeisterin Antoaneta Stefanowa (jeweils mit Zeitvorgabe zwei gegen fünf Minuten plus eine Sekunde pro ausgeführten Zug) unter anderem gegen Super-Model Carmen Kass, den Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel, Wolfgang Grenke (Sponsor des deutschen Herren-Vizemeisters SC Baden-Oos, für den auch Anand, Schirow und Swidler spielen!) und den Frankfurt-West-Meisterspieler Ferdinand Niebling. Ein Amateur ersteigerte überdies im Internet für 500 Euro das Recht, eine Partie gegen Anand zu blitzen! Nun darf er zusätzlich gegen Stefanowa spielen.

Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Metz, 01.08.2004


ChessClassic 2004 Schönes Schach in Mainz
Super-Model Carmen Kass Stargast bei den Chess Classic /
Duell mit der hübschen Weltmeisterin Antoaneta Stefanowa

Von Hartmut Metz

Schönes Schach wird in Mainz vom 4. bis 8. August garantiert! Das Super-Model Carmen Kass ist in der Rheingoldhalle Stargast des Aufsehen erregendsten deutschen Schach-Events. Die 25-Jährige wurde zum „Model of the Year“ (VH1/Vogue Fashion Awards 2000) gekürt und schmückte mehrfach Titelseiten der Trendsetter-Magazine „Vogue“ und „Bazaar“.

Carmen Kass Die gebürtige Estin gilt aber nicht nur als eine der schönsten Frauen der Welt – Carmen Kass ist auch eines der intelligentesten Models auf dem Laufsteg. Das Aushängeschild von Christian Dior liebt das königliche Spiel und wurde vor wenigen Wochen zur Präsidentin des estnischen Schachverbandes gewählt! Ein kluger Schachzug, bewerben sich doch die Balten um die Ausrichtung der Olympiade 2008. Galt bis dato Dresden als haushoher Favorit für die Kämpfe der insgesamt über 200 Damen- und Herren-Nationalteams, müssen die Sachsen nun um den Zuschlag des Schach-Weltverbandes FIDE bangen. Carmen Kass wird die Bewerbung Estlands bei der Auftaktpressekonferenz der Chess Classic Mainz (CCM) am Mittwoch, 4. August, vorstellen. Seit das Super-Model als Zugpferd fungiert, stiegen die Aussichten der Balten enorm. Mancher FIDE-Delegierte lässt sich bestimmt noch von der 25-Jährigen einnehmen und dürfte von dem scheinbar bisher so klaren Votum für Dresden absehen und bei der Wahl im Herbst ins Lager der Esten einschwenken.

Carmen Kass wird in der Rheingoldhalle auch selbst auf den 64 Feldern brüten. In einer Fünf-Minuten-Blitzpartie (plus zusätzliche zwei Sekunden pro ausgeführten Zug) wird sie gegen Viswanathan Anand antreten. Der „Tiger von Madras“, ganz Gentleman, gewährt der schönen Konkurrentin einen Zeitvorteil und erhält selbst nur zwei Minuten Bedenkzeit (plus eine Sekunde je Zug) für die Partie. Der CCM-Titelverteidiger tritt außerdem gegen mehrere Sponsoren und Amateure an. Letztere können solch ein Match gegen den Weltranglistenzweiten aus Indien auf der Webseite www.chesstigers.de ersteigern. Den Zuschlag für die erste Partie gab es bei 500 Euro!

Stefanowa Neben dem einmaligen Duell zwischen Anand und Carmen Kass garantiert eine weitere Grazie „schönes Schach“ in Mainz: Organisator Hans-Walter Schmitt hat Antoaneta Stefanowa (Foto) verpflichtet. Die Bulgarin gewann im Mai im kalmückischen Elista (Russland) den WM-Titel der Frauen. Die zehnte Weltmeisterin der Schach-Geschichte gilt auch als die bisher eindeutig hübscheste.

Nachdem Stefanowa für das FiNet Chess960 Open (5. und 6. August) sowie das Ordix Open (7. und 8. August) zusagte, werden die Weltmeisterin und das Super-Model bei der Auftaktveranstaltung am Brett die Schönheit des Schachs demonstrieren!

Danach behaupte noch einer, beim königlichen Spiel gäbe es ausnahmslos Männer mit fünf Zentimeter dicken Nickelbrillen zu sehen ...

Aber auch die ausschließlich auf die 32 Steine fixierten Schachfans kommen bei den CCM auf ihre Kosten: Tagsüber selbst am Brett brüten – und abends den Assen in der Rheingoldhalle über die Schulter schauen.

Dort misst sich Viswanathan Anand ab dem 5. August jeden Abend in zwei Schnellschach-Partien mit Alexej Schirow.

Anand Der 34-Jährige (Foto rechts) ist der ungekrönte König der Chess Classic. Sechsmal gewann der weltbeste Schnellschachspieler und aktuelle Schach-Oscar-Preisträger die CCM.

Eine zu klare Favoritenrolle sieht der 34-Jährige im Match über acht Partien gegen Schirow allerdings nicht.

Schirow Sein Vereinskamerad (Foto links) in Baden-Oos und im französischen Cannes agiere zwar äußerst wechselhaft. Wozu der Ex-Vizeweltmeister, der vor rund vier Jahren im WM-Finale Anand unterlag, aber fähig sei, habe der „Hexer von Riga“ in Sarajevo gezeigt. Bei dem Topturnier spielte Schirow die Konkurrenz mit 7,5:1,5 Punkten in Grund und Boden.

In ähnlich bestechender Form muss sich der 31-jährige Wahl-Spanier jedoch auch in Mainz präsentieren, will der Weltranglistenzehnte den fünften CCM-Erfolg Anands in Serie verhindern.

Bei der jeweils zeitgleich ausgetragenen Gerling Chess960-WM fordert Levon Aronjan Weltmeister Peter Swidler heraus.

Swidler Swidler (Foto rechts) ist aktuell die Nummer neun der normalen Schach-Weltrangliste, der ehemalige Junioren-Weltmeister Aronjan steht auf Position 32. Zwischenzeitlich führte der Berliner auch die deutsche Rangliste an.

Bei seinem Bronzemedaillen-Gewinn bei der Europameisterschaft in der Türkei spielte der 21-Jährige allerdings wieder unter der Flagge seines Mutterlandes Armenien.

Aronjan Der künftige Kreuzberger Bundesligaspieler (Foto links) qualifizierte sich im Vorjahr im Chess960 Open für das WM-Finale.

Ihm will es der vor kurzem kampflos entthronte Weltmeister gleichtun: Der bisherige offizielle Weltmeister des Schach-Weltverbandes FIDE, Ruslan Ponomarjow (20), tritt im FiNet Chess960 Open am 5. und 6. August an! Mit 14 Jahren und 17 Tagen war der Ex-Weltmeister einst der jüngste Großmeister aller Zeiten. Inzwischen ist sein Landsmann Sergej Karjakin Rekordhalter. Der kleine Tischtennis-Fan kommt wie er aus Kramatorsk und wurde schon mit zwölf Jahren und sieben Monaten Großmeister. Die beiden messen sich nun im FiNet Chess960 Open, bei dem der Sieger 2005 den neuen Chess960-Weltmeister herausfordern darf. Angesichts bereits 52 gemeldeter Großmeister und Großmeisterinnen garantiert der elfrundige Wettlauf hochkarätiges Chess960. Von den ersten 58 der bisherigen Setzliste beider offenen Turniere verzichten lediglich fünf Akteure auf einen Start im FiNet Chess960 Open: Wladislaw Tkatschiew (Frankreich/Nr. 16 der Setzliste beider Turniere), Jewgeni Aleksejew (Russland/Nr. 18), Igor Khenkin (Deutschland/Nr. 21), Ulf Andersson (Schweden/Nr. 27) und Milos Pavlovic (Serbien&Montenegro/Nr. 44).

Im Ordix Open, in dem am 7. und 8. August in der Rheingoldhalle nach den bekannten „normalen“ Regeln gespielt wird, geht es um den zweiten Teil der insgesamt 35.000 Euro Preisgeld. Während Ponomarjow sich als einziger auf Chess960 konzentriert, will sich der inzwischen 14-jährige Karjakin nicht die Gelegenheit entgehen lassen, einen Löwenanteil davon im Ordix Open zu sichern. Allerdings ein schweres Unterfangen, da erneut rund 100 internationale Titelträger in die Stadt des schachbegeisterten Oberbürgermeisters Jens Beutel pilgern werden. Beim weltweit größten Schnellschach-Open erwartet Organisator Hans-Walter Schmitt wiederum etwa 500 Akteure. Daher empfiehlt sich die Voranmeldung für das Ordix-Turnier.

Zum erlesenen Feld im Ordix Open zählen neben den Kommentatoren des Abends, Artur Jussupow und Eric Lobron, auch zwei deutsche Schach-Legenden: der Dresdner Wolfgang Uhlmann, bester ostdeutscher Großmeister aller Zeiten, der häufig mit Legende Bobby Fischer die Klinge kreuzte und den US-Amerikaner sogar bezwingen konnte. Zudem misst sich der Münchner Altmeister Wolfgang Unzicker mit der Jugend. Sein ehemaliger Nationalmannschaftskollege Lothar Schmid lässt sich die CCM zumindest nicht als Zuschauer entgehen. Der Karl-May-Verleger war einst Schiedsrichter bei den großen Fischer-WM-Kämpfen. Die junge Generation vertreten in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Jan Gustafsson, deutscher Aufsteiger des Jahres aus Hamburg, und die WM-Achtelfinalistin und ehemalige U18-Weltmeisterin Elisabeth Pähtz aus Erfurt. Die deutschen Farben repräsentieren außerdem die nationale Nummer eins, Alexander Graf, der dank seines kompromisslosen Stils in Open stets ein Sieganwärter ist, sein Nationalmannschaftskollege Rustem Dautov und Igor Khenkin.

Morosewitsch Die Favoriten im Ordix Open kommen aber aus Russland. Sergej Rublewski, der im Februar das hochkarätige Aeroflot Open in Moskau gewann und derzeit die Nummer 19 auf dem Globus ist, gibt sein zweites Gastspiel bei den Chess Classic. Vor vier Jahren überzeugte der Michael-Schumacher-Fan im B-Turnier, als erstmals in der Schach-Geschichte die kompletten Top Ten an einem Ort antraten! Mit von der Partie war damals auch Alexander Morosewitsch (Foto). Der einstige Weltranglistenvierte, der jetzt nach einem Tief wieder auf diese Position zurückgekehrte, geht ebenfalls im Ordix wie FiNet Chess960 Open an den Start. Härtester Widersacher des derzeit in bestechender Form agierenden Morosewitsch dürfte Alexander Grischuk sein. Der Weltranglisten-16. aus Russland gewann im Vorjahr das Ordix Open, kam aber mit der Auslosung der Startpositionen im Chess960 nicht zurecht. Weitere namhafte Favoriten auf Platz eins sind der Schweizer Vadim Milov, der Moldawier Viorel Bologan, Vorjahres-Sensationssieger in Dortmund, Wadim Swagintsew (Russland), Luke McShane (England), Rafael Waganjan (Armenien), der 2003 in Mainz auftrumpfende junge Ukrainer Andrej Wolokitin, die dänische Nummer eins Peter Heine Nielsen und Wladimir Epischin (Russland). Der Elo-Durchschnitt der 50 stärksten Teilnehmer liegt dank dieser exzellenten Besetzung über der Schallmauer von 2600 Elo! Im Schlepptau seiner Verbandspräsidentin Carmen Kass befindet sich auch die estnische Nummer eins, Kaido Kulaots. Der Großmeister hat in seiner Erfolgsliste unter anderem einen Sieg beim exzellent besetzten Open im französischen Cappelle la Grande stehen. Zu den stärksten Frauen im Feld zählen neben Elisabeth Pähtz die Lettin Inna Gaponenko, Natalia Kiselewa (Ukraine), Elvira Berend (Luxemburg) und vor allem Victorija Cmilyte. Die Ehefrau von Alexej Schirow feiert während der Chess Classic Mainz am 6. August ihren 21. Geburtstag.

Bei der Auftaktveranstaltung zwei Tage zuvor dürfen jedoch nicht nur all die Koryphäen und Schönheiten bewundert werden. Mit einigen können Amateure sogar die Klinge kreuzen. Plätze für die Simultans gegen Schirow, der an 40 Brettern spielt, und Peter Swidler, der gleichzeitig 20 Chess960-Stellungen in Angriff nimmt, können im Internet ersteigert werden. Vor Anands Blitzpartien um 18.30 Uhr klettert zwei Stunden früher Aronjan in den Ring: Sein Kontrahent im Chess960 wird das niederländische Amateur-Schachprogramm „The Baron“ sein.

Aktuelle Infos finden sich in den nächsten Tagen auf der Webseite www.chesstigers.de


Blitzen gegen Anand Versteigerung der ersten Blitzpartie
Von Axel Fritz

Tief in die Tasche greifen muss der Gewinner der Versteigerung der ersten Blitzpartie gegen Schnellschachweltmeister Vishy Anand bei den Chess Classic Mainz 2004.
500 Euro kostet das Vergnügen der ersten versteigerten Blitzpartie, zum Auftakt der Chess Classic im Rahmen der Exhibitions mit fünf Minuten und zwei zusätzlichen Sekunden pro Zug auf der Uhr gegen den vielfachen Chess Classic Champion anzutreten.
Und der hat an seiner Favoritenbürde schwer zu tragen: nur zwei Minuten und eine Sekunde pro Zug gesteht das Regelment dem Tiger von Madras als Bedenkzeit zu. Für Blitzschachliebhaber nicht die letzte außergewöhnliche Chance, den Weltklassespieler zu fordern: drei weitere Plätze werden an den kommenden Wochenenden vergeben.

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ChessClassic 2004 Ponomarjow 2005 neuer Weltmeister?
Der amtierende FIDE-Champion spielt in Mainz im Chess960 mit /
Duell der Fischer-Nachfolger: Kommt nach Karjakin auch Carlsen?

Von Hartmut Metz (Fotos: G. Hund)

Mancher Schachfan zählt bereits die Tage bis zu den Chess Classic Mainz (CCM). Tagsüber selbst am Brett brüten – und abends den Assen über die Schulter schauen. Die attraktive Kombination lockt vom 4. bis 8. August wieder eine vierstellige Besucherzahl in die Rheingoldhalle. Dabei erweist sich das vermeintliche „Rahmenprogramm“ als fast genauso hochwertig wie die Hauptveranstaltungen.

Zum einen misst sich Viswanathan Anand ab dem 5. August jeden Abend in zwei Schnellschach-Partien mit Alexej Schirow. Der „Tiger von Madras“ ist der ungekrönte König der Chess Classic. Sechsmal gewann der weltbeste Schnellschachspieler die CCM. Und Weltmeister Wladimir Kramnik (Russland), der selbst schon knapp in Mainz gegen Anand den Kürzeren zog, erkennt den Inder als derzeit besten Denkstrategen auf dem Globus an. Der sonst so bescheidene aktuelle Preisträger des Schach-Oscars hält bei diesem Thema inzwischen nicht mehr mit seiner Meinung hinterm Berg: „Ja, ich bin derzeit der erfolgreichste Turnierspieler der Welt. Garri Kasparow spielt kaum noch und profitiert von der Trägheit des Weltranglistensystems.“ Eine zu klare Favoritenrolle sieht der 34-Jährige im Match über acht Partien gegen Schirow allerdings nicht. Sein Vereinskamerad in Baden-Oos und im französischen Cannes agiere zwar äußerst wechselhaft. Wozu der Ex-Vizeweltmeister, der vor rund vier Jahren im WM-Finale Anand unterlag, aber fähig sei, habe der „Hexer von Riga“ in Sarajevo gezeigt. Bei dem Topturnier spielte Schirow die Konkurrenz mit 7,5:1,5 Punkten in Grund und Boden. In ähnlicher Form muss sich der 31-Jährige jedoch auch in Mainz präsentieren, will der Wahl-Spanier Anands fünften CCM-Erfolg in Serie verhindern.

Für die Chess960-WM hat Organisator Hans-Walter Schmitt einen namhaften Sponsor begeistern können: die Gerling-Lebensversicherungs AG. Der Konzern fand ebenso Gefallen an dem innovativen Konzept wie der CCM-Chef aus Bad Soden selbst. „Schach für Wenigzeitinhaber im Alter von 30 bis 60“ nennt Schmitt die Schachvariante, bei der die Grundstellung der Figuren vor der Partie ausgelost wird. Die Idee propagierte vor allem die US-Legende Bobby Fischer, um den Wust von Eröffnungstheorie zu den Akten legen zu können. Angesichts der 960 verschiedenen Anfangsstellungen wird die Eröffnungstheorie im Chess960 überflüssig. Bei der Gerling Chess960-WM fordert Levon Aronjan Weltmeister Peter Swidler heraus.

Svidler Swidler (Foto) ist aktuell die Nummer neun der normalen Schach-Weltrangliste, der ehemalige Junioren-Weltmeister Aronjan steht auf Position 32. Zwischenzeitlich führte der Berliner auch die deutsche Rangliste an. Bei seinem Bronzemedaillen-Gewinn bei der Europameisterschaft in der Türkei spielte der 21-Jährige allerdings wieder unter der Flagge seines Mutterlandes Armenien. Der künftige Kreuzberger Bundesligaspieler qualifizierte sich im Vorjahr im FiNet Chess960 Open für das WM-Finale.

Ponomarjow - Anand
 Chess Classic 2004 Ihm will es der Weltmeister gleichtun! Der derzeit noch offizielle Weltmeister des Schach-Weltverbandes FIDE, Ruslan Ponomarjow (20), tritt im FiNet Chess960 Open am 5. und 6. August an! Die Teilnahme des Ukrainers ist sicher auch ein Protest gegen die Machenschaften der FIDE, die ihm im Kampf um den Titel die Pistole auf die Brust gesetzt hatte. Der mit 18 Jahren jüngste Weltmeister aller Zeiten ließ sich jedoch nicht erpressen und verzichtete auf einen Start in Tripolis, wo der marode Verband derzeit gemeinsame WM-Sache mit Libyens Diktator Muammar el Gaddafi macht.

Für Ponomarjow ist Chess960 eine Herausforderung und willkommene Ablenkung von den Skandalen. Angesichts seines außerordentlichen Talents ist der schmale Ausnahmekönner, der 2002 im CCM-Hauptevent nach großem Kampf gegen Anand unterlag, Topfavorit im Open. Mit 14 Jahren und 17 Tagen war der Weltmeister einst der jüngste Großmeister aller Zeiten. Inzwischen ist sein Landsmann Sergej Karjakin der Rekordhalter. Der kleine Tischtennis-Fan kommt wie er aus Kramatorsk. Ponomarjow berief das Kind in seinen Sekundantenstab, als er im WM-Finale der FIDE stand und gewann. Kein Witz, denn schon mit zwölf Jahren und sieben Monaten besaß Karjakin Großmeister-Stärke! Die beiden messen sich nun im FiNet Chess960 Open, bei dem der Sieger 2005 den neuen Chess960-Weltmeister herausfordern darf. Angesichts bereits 47 weiterer gemeldeter Großmeister garantiert der elfrundige Wettlauf hochkarätiges Chess960. Schmitt ist optimistisch, dass in Mainz seiner Idee mit der Teilnahme von Ponomarjow endgültig der Durchbruch gelingt.

Im Ordix Open, in dem am 7. und 8. August in der Rheingoldhalle nach den bekannten „normalen“ Regeln auf den 64 Feldern gespielt wird, geht es um den zweiten Teil der insgesamt 35.000 Euro Preisgeld. Während Ponomarjow auf eine Teilnahme verzichtet, will sich der inzwischen 14-jährige Karjakin nicht die Gelegenheit entgehen lassen, einen Löwenanteil davon zu sichern. Vielleicht kommt ihm dabei der noch kleinere und jüngere Magnus Carlsen in die Quere. Der 13-jährige Norweger, derzeit jüngster Großmeister auf dem Globus, wird ebenfalls zu den CCM eingeladen. „Seine Teilnahme ist aber noch nicht sicher“, betont Schmitt. Ungeachtet dessen, ob Carlsen seinen ersten Auftritt in Deutschland hat oder nicht, dürften rund 100 internationale Titelträger in die Stadt des schachbegeisterten Oberbürgermeisters Jens Beutel pilgern. Zum weltweit größten Schnellschach-Open werden rund 500 Akteure erwartet. Daher empfiehlt sich die Voranmeldung für das Ordix-Turnier.

Lothar Schmid Zum erlesenen Open-Feld zählen neben den Kommentatoren des Abends, Artur Jussupow und Eric Lobron, auch zwei deutsche Schach-Legenden: Wolfgang Uhlmann, bester ostdeutscher Großmeister aller Zeiten, der häufig mit Fischer die Klinge kreuzte und den Amerikaner sogar bezwingen konnte. Zudem misst sich Altmeister Wolfgang Unzicker mit der Jugend. Sein ehemaliger Nationalmannschaftskollege Lothar Schmid (Foto) lässt sich die CCM zumindest nicht als Zuschauer entgehen. Der Karl-May-Verleger war einst Schiedsrichter bei den großen Fischer-WM-Kämpfen.

Bei der Auftaktveranstaltung am 4. August dürfen jedoch nicht nur all die Koryphäen bewundert werden. Mit einigen können Amateure sogar die Klinge kreuzen! Plätze für die Simultans gegen Alexej Schirow, der an 40 Brettern spielt, und Peter Swidler, der gleichzeitig 20 Chess960-Stellungen in Angriff nimmt, können im Internet ersteigert werden. Auf der Webseite der Chesstigers erhalten Fans außerdem die Möglichkeit, für vier Blitzpartien gegen den „schnellsten Brüter“ zu bieten: Anand erhält zwei Minuten plus eine Sekunde pro Zug, der Gegner fünf Minuten plus zwei Sekunden je Zug. Trotz des Zeitvorteils dürfte es schier unmöglich sein, den Inder zu schlagen. Vor diesem Höhepunkt um 18.30 Uhr steigt zwei Stunden früher Aronjan in den Ring: Sein Kontrahent im Chess960 wird das niederländische Amateur-Schachprogramm „The Baron“ sein.

Fünf Tage lang kann Anfang August in Mainz Schach pur aufgesogen werden – und wer Organisator Schmitt kennt, der weiß, dass er bis zum ersten Zug weitere spektakuläre Verpflichtungen präsentieren wird.

Aktuelle Infos finden sich in den nächsten Wochen auf der Webseite www.chesstigers.de.



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  • © 8.96 by Gerhard Hund Update 29.12.2004