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36. Schach Olympiade 2004

vom 14. bis 31. Oktober 2004 in Calvià / Mallorca

Bericht, Fotos und Infos, Partien, Presse, Stand, Termine und Details
sowie Ergebnisse der Deutschen und Schweizer mit Einzelpaarungen


Pressemeldungen von Klaus Rhein und Anderen


Rückschau Schach-Olympiade der Damen in Calvia (Mallorca)

Barbara Hund Ganz exklusiv möchte ich für die Vereinsmitglieder der Freiburger Schachfreunde noch einmal auf die Schach-Olympiade in Calvia (Mallorca) zurückschauen.

Für mich war es bereits die elfte Teilnahme an einer Schach-Olympiade. Sechsmal davon spielte ich für die deutsche Nationalmannschaft: 1978 in Buenos Aires (Argentinien), 1980 in La Valletta (Malta), 1982 in Luzern (Schweiz), 1994 in Thessaloniki (Griechenland), 1996 in Dubai (V.A.E.) und 1998 wieder in Thessaloniki (Griechenland). Dabei gelang uns 1978 sensationell der Gewinn der Bronzemedaille in der Mannschaftswertung hinter der Sowjetunion und Ungarn. Auch in der Einzelwertung lag ich mit 7,5 Punkten aus 9 Partien am dritten Brett in den Medaillenrängen. In den folgenden Jahren konnte die deutsche Mannschaft immer sehr gut abschneiden, auch wenn ein weiterer Platz in den Medaillenrängen in der Mannschaftswertung nicht mehr erreicht wurde. Dafür gewann ich in Malta am zweiten Brett die Bronzemedaille.

Ab 1991 startete ich für die Schweizer Förderation und nahm bis heute an fünf weiteren Schach-Olympiaden teil: 1992 in Manila (Philippinen), 1994 in Moskau (Russland), 2000 in Istanbul (Türkei), 2002 in Bled (Slowenien) und 2004 in Calvia (Mallorca, Spanien). Mit der Mannschaft war ich nicht mehr ganz so erfolgreich wie mit Deutschland, was natürlich auch durch Aufteilung der Sowjetunion bedingt wurde (nun starten über 10 „russische“ Teams bei diesen Weltanlässen, dazu kommen noch die ganzen in westliche Länder emigrierten Spieler und Spielerinnen). Trotzdem gelang es mir bereits 1994 in Moskau, eine Bronzemedaille in der Einzelwertung am zweiten Brett zu gewinnen.

Schach-Olympiaden sind traditionell ein Treffen der Spitzenspieler weltweit, und so gab es auch diesmal reichlich interessantes Schach von den besten Spielern und Spielerinnen der Welt zu sehen. Bei den Damen war unter anderen Zsuzsa Polgar mal wieder im Einsatz, diesmal für ihre Wahlheimat USA.

Bei den Frauen konnte sich niemand der Dominanz der Chinesinnen entgegenstellen. Mit Ex-Weltmeisterin Xie Jun am Spitzenbrett landeten die Asiatinnen mit einem komfortablen 3-Punkte-Vorsprung im Ziel. Dahinter kam sensationell die USA, die ihre gute Platzierung wesentlich dem überragenden Comeback von Zsuzsa Polgar zu verdanken hat. Nach mehr als 8 Jahren Abstinenz vom Turnierschach konnte Zsuzsa die beste Elo-Performance aller Teilnehmerinnen erzielen. Auf dem Bronzerang landeten die Russinnen, die die ehemals dominierenden Georgierinnen (immerhin mit Ex-Weltmeisterin Maja Chiburdanidze) wie schon in Bled 2002 auf den undankbaren vierten Rang verdrängen konnten.

Wir Schweizerinnen landeten mit einem geteilten 28.-33. Platz immerhin noch knapp vor unserem Startplatz (was dem nach Elo-Zahl zu erwartenden Platz entspricht). Zwar konnte die Schweizer Mannschaft zu keinem Zeitpunkt in das Geschehen um die Spitzenplätze eingreifen, aber einige gute Ergebnisse waren dennoch dabei. Drei hohen Siegen (3:0 gegen Venezuela und Libyen und 2½:½ gegen Australien) steht nur eine hohe Niederlage gegen Lettland (0:3) gegenüber. Ausgezeichnet war auch unser 1½:1½ gegen das mit zwei Männer-IM’s angetretene viel stärkere Armenien. Leider kam Tatjana Lematschko am Anfang nicht recht in Schwung, und als sie endlich tritt gefasst hatte, konnte sie krankheitsbedingt in den letzten Runden nicht mehr mit voller Kraft spielen. Und wir hatten zum Schluss eben auch keine Ersatzspielerin mehr (siehe unten). Am zweiten Brett lief es dafür für mich ausgezeichnet. Einzig mit der Farbauslosung hatte ich etwas Pech. So musste ich von meinen elf Partien achtmal die schwarzen Steine führen. Trotzdem konnte ich meine stärkste Gegnerin, IM Sedina (2431) mit Schwarz besiegen. Insgesamt gewann ich 6 Partien, spielte viermal unentschieden und musste mich nur einmal meiner Gegnerin geschlagen geben. Das war in der Einzelwertung am zweiten Brett mit 8 Punkten aus 11 Partien das drittbeste Ergebnis und reichte zum Gewinn der Bronzemedaille. Auch Gundula Heinatz konnte am dritten Brett überzeugen. Lange lag sie auf Frauen-Großmeister-Norm. Da sie nicht genügend Ferientage zur Verfügung hatte, war geplant, dass sie nur die ersten acht Runden spielt. Mit einem Sieg in der neunten Runde gegen eine Großmeisterin hätte sie die Norm aber erreicht, so dass sie einen Tag verlängerte. Leider hat es dann doch nicht gereicht. Vielleicht waren die Anspannung und der Druck schlussendlich zu groß. Ihre 6 Punkte aus 9 Partien waren aber noch eine deutliche Elo-Verbesserung. Auch am vierten Brett hatte Monika Seps Anfangsschwierigkeiten. Sie konnte sich aber schließlich warm spielen und mit 5½ Punkten aus 11 Partien noch die 50%-Marke erreichen.

Insgesamt hatte aus meiner Sicht die Ausrichtung der Olympiade sowohl gute als auch schlechte Seiten. Negativ waren die schlechten Spielbedingungen im viel zu kleinen Casino. Vor allem für Zuschauer, Ersatzspieler und die Spieler, die bereits fertig waren, bestand keine Möglichkeit, die Partien zu verfolgen. Live übertragen wurden bei den Damen lediglich die sechs Spitzenpaarungen, und sonst kam keiner rein. Schwierig war auch, dass die Mannschaften verstreut über mehrere Orte wohnten, was lange Busfahrten zum Spielsaal und Wartezeiten nötig machte (täglich etwa 2 Stunden) und auch das olympische 'gens una sums' erschwerte. Besonders wir Schweizer wohnten in unserm Hotel völlig isoliert.

Positiv war aber andererseits, dass Mallorca ein sehr angenehmerer Ort war. Unser Hotel war ausgezeichnet und das Essen mehr als gut. Diese äußeren Umstände trugen auch wesentlich zu einem erfolgreichen Abschneiden bei.

Barbara Hund, 16.12.04



Eröffnungsfeier und erste Runde

Sassa Die Eroeffnung der Schacholympiade fand am Strand von Santa Ponca statt. Zuerst spielten Jugendliche ein Schnellturnier mit Strandschachfiguren (siehe Fotos). Bei einsetzender Daemmerung unterhielten zahlreiche Musik- und Schauspielergruppen die mittlerweile ca. 12.000 Besucher.

Sassa Nach der offiziellen Eroeffnung durch den balearischen Praesidenten Jaume Matas begann das Spektakel "Sassa" der Gruppe La Fura dels Baus ueber den Koepfen der Zuschauer.

Zuerst wurde eine 20 m hohe Marionette (links), die die Dame darstellte, an einem Kran in die Luft gezogen und von 10 Personen mit Seilen zu folklorischer Musik bewegt. Dann folgten Laeuferfiguren und Springer. Zwei schwarze und zwei weisse Pferde mit Reiter ritten durch die Zuschauermenge am Strand. Tuerme wurden an den Lautsprecherboxen hochgezogen und in verschiedenen Farben beleuchtet.

Hoehepunkt bildete ein lebendiges Schachbrett bestehend aus 46 Personen (siehe Fotos), die Bauern verkoerperten. Sie wurden an einem Rahmen mit Seilen befestigt, gut 50 m von Kran angehoben und ueber den Strand bewegt. Abschluss bildete ein Feuerwerk.

Barbara Hund (links) Runde 1 im Casino brachte kaum Ueberraschungen. Die deutschen Herren (Foto rechts) gewannen klar gegen Spanien C, das nur aus balearischen Spielern besteht. Nur Lokalmatador Pedro Mascaro March konnte ein Remis gegen Rustem Dautov erzielen.

Die Schweizer Damen mit Barbara Hund (Foto links) am ersten Brett gewannen 3 zu 0 gegen Libyen, wobei zwei der Damen auf dem Brett recht schnell verloren gingen.

Klaus Rhein, 15.10.04



Auf nach Mallorca

v.l.: Raj Tischbierek, Uwe Bönsch, Tina Mietzner Alexander Graf
 Foto: Horst Metzing Was sich wie ein Werbespruch für eine Urlaubsreise anhört, hat für uns Schachspieler natürlich einen ganz anderen Klang. In Calviá wird morgen auf der Mittelmeerinsel die erste Runde der 36. Schacholympiade gespielt. Unsere Teams Ketino Kachiani-Gersinska, Elisabeth Pähtz, Jessica Nill und Tina Mietzner (Kapitän: Raj Tischbierek) sowie Alexander Graf, Rustem Dautov, Christopher Lutz, Jan Gustafsson, Leonid Kritz und Klaus Bischoff (Kapitän: Uwe Bönsch) werden alles daran setzen, dem Bundestrainer Uwe Bönsch morgen zu seinem 46. Geburtstag Mannschaftssiege zu schenken.

Heute um 12 Uhr flog ein Teil unserer Delegation von Berlin aus in Richtung Mittelmeer.

Norbert Heymann, 14.10.04





© 8.96 by Gerhard Hund / Update 16.12.2004